
Das 5. Jahrhunderthochwasser in 20 Jahren, Schuld hat nur der Klimawandel? Wenn man auch den Klimawandel nachweisen kann, so wirken sich zwei andere Probleme deutlich signifikanter auf die Sicherheit der Menschen in den betroffenen Gebieten aus:
- Die Veränderung der Kulturlandschaft erhöht den Abfluss von Niederschlägen (Bodenversiegelung, Landnutzung, Gewässerveränderung)
- Die Auswertung historischer Daten und ihre Prognosefähigkeit für die Zukunft werden in Deutschland noch immer nach einem uralten Prinzip gemacht, das insbesondere bei Veränderung der Randbedingungen (Klima, Landnutzung, Gewässerveränderung) nicht gut zu extrapolieren ist und Unsicherheiten nur pauschal berücksichtigt.
Deutlich verbessern lässt sich das gesamte Problem nach Vorbild der Niederlande. Unsere Nachbarn sind den Kräften des Wassers noch deutlich stärker ausgesetzt als wir, trotzdem kommen sie besser zurecht. Der Grund dafür liegt an einem besseren Konzept zur Auswertung vergangener Ereignisse und Konstruktion besserer Schutzbauwerke. Dieses Konzept spart Geld und erhöht die Sicherheit beträchtlich, denn es zeigt an welchem Ort ein investierter Euro den meisten Sicherheitszuwachs bringt.
In den Niederlanden betrachtet man nicht nur die Mittelwerte der Hochwasserereignisse und ihrer Ursachen sondern auch ihre Streuung. Man nennt dieses Verfahren „Probabilistische Analyse“.
Von diesem seit mehr als 20 Jahren per Gesetz in den Niederlanden vorgeschriebenen Verfahren kann auch Deutschland profitieren. Der Nachweis wurde bereits nach dem letzten Jahrhunderthochwasser 2002 erbracht. Das RIMAX Projekt „PCRiver“, ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziertes Forschungsvorhaben unter Beteiligung der Universität Stuttgart, mit Unterstützung der niederländischen Behörden und von der niederländischen DELTARES hat dies bereits für die heute wieder betroffenen Gebiete an der Elbe bestätigt. Es fehlte bisher allein der politische Antrieb dieses Verfahren in der Praxis zu nutzen.
Für weiter Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Weitere technische Informationen zu diesem Thema:
- Anwendung des Verfahrens an der auch 2013 betroffenen ELBE: Probabilistische Analyse von Flussdeichen für die Praxis – Seite 172 in: „Risikomanagement extremer Hochwasserereignisse – analysieren, vorhersagen, warnen, informieren, sichern – In: Hydrologie und Wasserbewirtschaftung – 53. Jahrgang | Heft 3 | Juni 2009″
- Detailliert: Statistisch bessere Abschätzung von Wasserständen: Merkel, Uwe. 2009. Unsicherheitsanalyse hydraulischer Einwirkungen auf Hochwasserschutzdeiche und Steigerung der Leistungsfähigkeit
- Detailliert: Statistisch bessere Abschätzung von Deichstandsicherheit: Möllmann, Axel. 2009. Probabilistische Untersuchung von Hochwasserschutzdeichen mit analytischen Verfahren und der Finite‐Elemente‐Methode
- Detailliert: Projektbericht: BMBF
- Allgemeines zum Vorschungsvorhaben: RIMAX
- Projektübersicht PCRIVER an der Uni Stuttgart
- Weitere Veröffentlichungen zur probabilistischen Deichstandsicherheitsanalyse sind auf der Rimax Webseite des GFZ unter dem Stichwort PCRiver herunterladbar: