Stellungnahme zur Umweltverträglichkeitserklärung „SKW Kühtai“ – TGA19

Die Überprüfung der Umweltverträglichkeitserklärung „SKW Kühtai“ – TGA19 wurde am 9.12.2015 Medienvertretern vorgestellt.

Nicht alle Medien haben richtig zitiert:

Die Stellungnahme nimmt keinen Bezug auf die Entstehung von Muren, Mängel in der Hydrologie oder Hydraulik.

Nur die Morphologie wurde betrachtet.

Die angehängte Zusammenfassung durch den ORF ist in weiten Teilen richtig.

Der folgende Satz ist aber falsch zitiert:

„Für die Berechnung herangezogen wurde, so Merkel weiter, nur eine Durchschnittsbelastung, nicht aber wie notwendig eine Maximalbelastungen wie z.B. Gewitter von außerordentlicher Intensität.“

Richtig ist: Der Verbleib neu eingetragener Sedimente ist anhand der UVE TGA19 zugrundeliegenden Methoden schwer zu berechnen. Ablagerungen an falschen Stellen können bei hohen Abflüssen z.B. „Gewitter von außerordentlicher Intensität“ zu Ausuferungen führen.

Weiterhin ist die Aussage zum Grundwasser im Original:

Bei weiterer Verstärkung der Kolmation kann auch der Grundwasseraustausch beinträchtigt werden.

 

Originaltext ORF 9.12.2015:

http://tirol.orf.at/news/stories/2746513/

Stubaier Bäche: Kritik an TIWAG-Gutachten

Die Bürgerinitiative „Wilde Wasser“ hat am Mittwoch schwerere Geschütze gegen die Wasserentnahme im Stubai aufgefahren. Ein deutscher Wissenschafter zerpflückte das TIWAG-Gutachten, wonach die Wasserentnahme unproblematisch sei.

Der Umweltdachverband, ein Zusammenschluss von 37 Vereinen, darunter Alpenverein und Naturfreunde, schließt sich der Kritik an. Es geht um das Stubaier Wasser, das für die Speisung des Kraftwerks Kühtai abgezogen werden soll. Die TIWAG hält das Projekt für umweltverträglich, doch das Gutachten dafür sei unseriös, sagt Wissenschafter Uwe Merkel. Grundlegende Angaben seien nur grob geschätzt und verfehlten fachliche Anforderungen. Merkels Büro in Karlsruhe berät internationale Energiekonzerne und verfasst Studien und Berechnungsmodelle über Fließgewässer und ihren Verlauf.

Bergbach in Klamm

ORF/Hermann Hammer

Der Fernaubach im Bereich der geplanten Wasserentnahmestelle

Erster Kritikpunkt ist, dass die Tiwag-Daten unzureichend seien. „Niemand könne damit vorhersagen, was nach Ableitung der Stubaier Bäche wirklich passieren wird. Wenn diese treibende Kraft entnommen wird, bleiben immer mehr Steine und Sand im Bachbett liegen. Der Zustand dieser Sedimentkörper ist instabil, wie die Murgänge 2015 wieder deutlich gezeigt haben.“

Mögliche Vernichtung von Lebensraum

Zweiter Kritikpunkt des Forschers, der im Auftrag der Kraftwerksgegner Wilde Wasser das TIWAG-Gutachten geprüft hat, sei ein dauerhafter Schaden der Ökologie. „Fehlt den Bächen Wasser, transportieren sie vorwiegend feinen Gletscherschliff, wälzen aber keine Steine mehr um. Das kann die Hohlräume zwischen den Steinen verlegen und Laichgebiete für Fische und den Lebensraum für Kleintiere vernichten.“

Mängel der TIWAG vor allem in der Methode

Insgesamt seien die von der TIWAG eingereichten Planungsunterlagen „zu dünn“, so Merkel. Das Gebiet sei zu klein gefasst und schließe die untere Ruetz sowie die untere Sill aus. Für die Berechnung herangezogen wurde, so Merkel weiter, nur eine Durchschnittsbelastung, nicht aber wie notwendig eine Maximalbelastungen wie z.B. Gewitter von außerordentlicher Intensität.

Ein weiterer Kritikpunkt: Auf vielen Gewässerabschnitten, die für die Berechnung herangezogen worden seien, seien zu selten reale Proben genommen worden. Die dazwischenliegenden Punkte seien nicht gemessen, sondern lediglich geschätzt worden. Das Kraftwerksprojekt Sellrain-Silz sei auf Basis der TIWAG- und Amtsgutachten nicht abzulehnen, sondern nicht einzuschätzen. Die möglichen Auswirkungen seien also nicht angemessen dargestellt. Erst, wenn diese Mängel wettgemacht seien, so der Experte, könne über das Projekt geurteilt werden.

In Tirol manche Flüsse schon unzulänglich

Auch der Austausch des Grundwassers werde eingeschränkt. Zahlreiche Flüsse in Tirol seien nach europäischem Maßstab in einem unzulänglichen Zustand, so Merkel. Jetzt werde auf Basis einer unzureichenden Untersuchung das Risiko in Kauf genommen, Bäche im guten Zustand zu einem weiteren Problem für Mensch und Natur zu machen.

Mit dieser Expertise hält die Bürgerinitiative Wilde Wasser die Bachlableitungen nicht für genehmigungsfähig. Das neue Gutachten soll in das Ermittlungsverfahren, das demnächst abgeschlossen werden könnte, eingearbeitet werden. Andernfalls kündigte die Bürgerinitiative Einsprüche bis in die oberste Instanz an. Sie fordert außerdem eine Prüfung der Unsicherheitsfaktoren „nicht durch Amtsgutachter“, sondern nach internationalen Standards.